Monogamie – Ist diese Art von Beziehung noch aktuell?
„Und sie lebten glücklich, bis ans Ende ihrer Tage.“
Eine monogame Beziehung ist hierzulande die Norm. Wer offen darüber spricht, mit mehreren Partnern intim zu sein oder sogar mehrere Männer oder Frauen zu lieben, wird nicht selten schief angesehen. Doch ist dieser Satz, mit dem doch gerade Märchen enden, die nicht unbedingt realistische Vorstellung einer sich entwickelnden Liebesbeziehung haben, überhaupt noch aktuell? Zumindest bei einigen Tieren finden sich ebenfalls monogame Beziehungen, die teilweise auch ein Leben lang halten. Allerdings gehen in solchen Beziehungen so gut wie immer ein oder sogar beide Partner gelegentlich fremd. Das menschliche Verständnis von „monogam“ verbietet auch das. Daher stellt sich berechtigterweise die Frage, ob unsere Auffassung von einer funktionierenden Beziehung überhaupt auf lange Sicht zufriedenstellend umsetzbar ist.
Im Folgenden sollen verschiedene Aspekte einer monogamen und polygamen Beziehung beleuchtet werden, um abschließend die Frage zu beantworten: Ist diese Art von Beziehung noch aktuell?
Was bedeutet Monogamie?
Monogamie bedeutet wörtlich „einehig“ und bezeichnet beim Menschen das exklusive Zusammenleben mit nur einem Partner. Intimität existiert in so einer Beziehung nur mit dem Partner. Je nach Definition wird auch Flirten bereits als untreues Verhalten gesehen, was mit dem monogamen Leben nicht vereinbar ist.
Warum leben Menschen monogam?
Während Monogamie im Tierreich vor allem mit der gemeinsamen Aufzucht der Jungtiere zusammenhängt, ist sie beim Menschen noch durch ganz andere Gründe geprägt. Eine große Rolle spielte in der Vergangenheit die Religion, die zumindest von der Frau in den meisten Fällen ein monogames Verhalten verlangte. Aber auch sozialer Druck, da die Beziehung mit genau einem Partner als normal angesehen wird, drängt Menschen mitunter in die Richtung der Monogamie, obwohl sie diese vielleicht ablehnen.
Davon abgesehen gibt es aber natürlich auch schöne Aspekte eines monogamen Lebens. Die Vorstellung, die/den Eine/n gefunden zu haben, mit ihr/ihm den Rest seines Lebens zu verbringen und glücklich zu sein, ist für viele Menschen ansprechender, als ihr Glück in der Liebe zu wechselnden Partnern zu haben. Beständigkeit ist es, was sich monogam lebende Menschen wünschen.
Das Gegenteil von Monogamie: Polygamie
Polygamie, also „Vielehe“, beschreibt das Gegenteil der Monogamie. Polygam zu leben bedeutet, auf rein sexueller oder auch auf Gefühlsebene mit mehr als nur einem Partner zusammen zu sein. Es gibt sie als Polygynie (ein Mann, mehrere Ehefrauen), Polyandrie (eine Frau, mehrere Ehemänner) und Polygynandrie. Letzteres bezeichnet eine Gruppenehe, an der mehrere Männer und Frauen beteiligt sind.
Polygamie in ihrem wörtlichen Sinne, also der Viel„ehe“, ist in westeuropäischen Ländern verboten. Ein Zusammenleben mit mehr als nur einem Partner ohne Heirat ist jedoch natürlich zulässig und kommt entsprechend auch vor.
In ihrer Form als Polygynie existiert Polygamie heute vor allem in Afrika und muslimisch geprägten Ländern. Solche Familien sind meist sehr kinderreich und setzen einen wohlhabenden Ehemann voraus. Die Polyandrie auf der anderen Seite wird zum Beispiel in Teilen Indiens praktiziert. Sie ist eher aus der Not heraus geboren. Bei Platz- und Frauenmangel gehen dort mehrere Männer, häufig Brüder, eine Beziehung mit einer Frau ein. Diese Art der Beziehung setzt keinen reichen Mann voraus und bekommt selbstverständlich weniger Nachwuchs.
Menschen in westeuropäischen Ländern, die sich für ein polygames Leben entscheiden, lehnen das untrennbar an Treue gekoppelte Empfinden von Glück und Erfüllung ab. Viel mehr sind sie überzeugt, dass eine Beziehung auf lange Sicht nur funktionieren kann, wenn beiden Partnern Freiheiten gelassen werden. Ein Einengen oder Unterdrücken von Trieben und Bedürfnissen findet nicht statt.
Polygame Beziehungen sind deutlich freier, aber gleichzeitig häufig an mehr Regeln gebunden. Es muss individuell abgesteckt werden, was in Ordnung ist und was als Untreue oder Fremdgehen empfunden wird. Manche polygamen Beziehungen beschränken sich auf Sex außerhalb der Beziehung, während Gefühle nur innerhalb eine Rolle spielen dürfen. Diese erlaubten Seitensprünge dürfen dann beispielsweise nur einmalig und mit fremden Personen geschehen, also niemals mit Bekannten oder Freunden des Paares. Bei anderen Paaren dürfen sehr wohl Gefühle im Spiel sein. Seitensprünge können sich hier unter Umständen auch zu richtigen Teilnehmern an der Beziehung entwickeln. Kommunikation mit seinem Partner erscheint, zumindest in diesem Thema, bei polygam Lebenden wichtiger zu sein, als bei monogamen Menschen. Vertrauen ist in beiden Beziehungsmodellen gleichermaßen wichtig.
Dass Polygamie als unvermeidbare Nebenerscheinung bei Bisexualität auftritt, ist falsch. Es ist eine individuelle Entscheidung. Auch Bisexuelle können mit einem Partner zufrieden sein, genauso wie Hetero- oder Homosexuelle das Bedürfnis nach mehreren des bevorzugten Geschlechts haben können.
Ist ein monogames Leben noch zeitgemäß?
Das kann pauschal nicht beantwortet werden. Wie bereits erwähnt muss jeder Mensch selbst die Entscheidung fällen, ob er monogam oder polygam leben möchte. Dies erfolgt am besten in Absprache mit dem oder den möglichen Partnern. Außerdem ist Entscheidung natürlich nicht bis ans Lebensende verbindlich. Je nach Beziehung kann sich auch die Einstellung zur Ein- und Vielehe ändern. Auch das Verständnis von Treue, bzw. ihrer Wichtigkeit in einer Beziehung ist nicht fest. Negative Erfahrungen mit dem einen Modell können beispielsweise die Offenheit für das andere in einer zukünftigen Beziehung erhöhen.
Für die Kindererziehung hat das monogame Leben hingegen Vorteile gegenüber dem polygamen. Es ist deutlich einfacher, als eingespieltes Team Kinder großzuziehen und auch die Kinder profitieren von der Stabilität, die eine solche Beziehung ausstrahlt.