Mingle – Der neue Beziehungsstatus
Ein Beziehungsmodell für Unentschlossene
In der Altersgruppe der 20 – 30 – Jährigen etabliert sich zunehmend der neue Beziehungsstatus „Mingle„. Die Bezeichnung wurde von dem Hamburger Trendforscher Peter Wippermann kreiert. Wippermann kombinierte hierfür die Begriffe “ mixed“ und “ single“. “ Mingles“ suchen nach unverbindlichem Sex ohne sich dabei verbindlich auf einen Partner festlegen zu wollen. Das Modell ist daher mit einer offenen Beziehung ohne Verbindlichkeiten gleichzusetzen. Das unverbindliche Beziehungskonstrukt hat unlängst die Formen “ friends with benefits“ bzw. “ fuckbuddies“ abgelöst. Ein Mingle agiert nach der Maxime “ mal sehen, ob sich alternativ jemand besseres findet“. Das Mingle – Dasein ist ein Konzept für Unentschlossene; eine “ Halbbeziehung“.
Unverbindlich miteinander verbrachte Zweisamkeit, verhältnismäßig wenige Verpflichtungen und ein fortwährender Freiheitsdrang prägen derartige Beziehungsformen. Die gemeinsame Zeit simuliert eine „feste Beziehung“, ist tatsächlich aber keine. Allerdings strebt ein Mingle nicht grundsätzlich nach Polyamorie. Polyamor lebende Personen lieben gleichzeitig meist mehrere Menschen. Ein Mingle hegt die Sehnsucht nach einer zwanglosen “ Zweierbeziehung“. Auf Liebe und ein fixes gemeinsames Leben will er sich allerdings nicht einlassen. Gerät die Beziehung in ein emotionales Missverhältnis zwischen beiden Parteien, schürt dies Beziehungsprobleme.
Zwangloses Konstrukt
Das Konzept einer offenen Beziehung reflektiert den situativen Zeitgeist. Unzählige Dating – Apps und Single- Portale ermöglichen die umgehende und zwanglose Kontaktaufnahme zu anderen Singles. Der vermeintliche Überfluss bzw. das Überangebot an potentiellen Partnern forciert eine dauerhafte Wahrnehmungsverzerrung und fördert spezifische Denkmuster. Aufgrund der mutmaßlich zahlreichen Möglichkeiten erhöht sich die Bindungsangst, da Singles fürchten etwas subjektiv “ Besseres“ zu verpassen.
Das Konzept ist insbesondere für frisch Getrennte attraktiv, die fürchten durch eine feste Beziehung verletzt zu werden oder unter Beziehungsangst leiden. In erster Linie flüchten sich Menschen in ein derartiges Modell, die Schwierigkeiten mit dem “ Alleinsein“ haben oder ihr Single- Dasein als langweilig wahrnehmen. Entsprechende Personen wählen einen „Lückenbüßer“, der im Rahmen der unverbindlichen Beziehung zur Kompensation der individuellen Ängste dient und für eine Steigerung des Selbstwertgefühls sorgt. Ist eine der beiden Parteien erneut bereit sich auf eine ernsthafte Beziehung einzulassen, wird die unverbindliche Beziehung in der Regel beendet, wenn ein potentieller Beziehungspartner in Erscheinung tritt. Repräsentative Umfragen belegen, dass das Konzept besondere Beliebtheit in der Altersgruppe der 20 – 49 – Jährigen genießt. Beziehungsforscher begründen diese Entwicklung damit, dass das Beziehungsmodell zusätzlich zu den körperlichen Bedürfnissen das Verlangen nach Nähe und Geborgenheit ansatzweise befriedigt.
In einer Minglebeziehung werden Dinge durchgeführt, die klassische Paare miteinander unternehmen. Die Partner verabreden sich zu gemeinsamen Treffen, besuchen zusammen Geburtstage, verleben Urlaube und haben unverbindlichen Sex. Das Modell ist frei von starren Mustern. Kompromisse und Verbindlichkeiten existieren nicht. Verebbt die Kommunikation ist dies unbedeutend. Da die Partner kein gemeinsames Leben führen, ist das Konstrukt frei von Alltagsfrust. Wird die andere Person zu anstrengend, ist eine Trennung möglich ohne die Beziehung beenden zu müssen.
Faktoren, die das Eingehen einer unverbindlichen Beziehung erleichtern
Um das Modell dauerhaft positiv empfinden und ohne Komplikationen leben zu können, müssen verschiedene Faktoren gegeben sein. Bevor eine unverbindliche Partnerschaft eingegangen wird, sind im Vorfeld explizit die Fronten zu klären. Die eigene Position muss zu diesem Zweck transparent offengelegt werden.
Die Beziehungsform ist vermeintlich sinnvoll, wenn sich ein Single nicht festlegen lassen will. Beruflicher Stress mindert bei einigen Personen die Bereitschaft Kompromisse in einer Partnerschaft einzugehen. Da eine Minglebeziehung an keine Verbindlichkeiten gebunden ist, bleibt diese unkompliziert.
Der Lebensabschnitt zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr ist bei zahlreichen Menschen von einer beruflichen Selbstverwirklichungsphase überlagert. Das Vorantreiben der akademischen oder beruflichen Laufbahn besitzt oftmals höchste Priorität. Eine feste Partnerschaft senkt die Zeit, um die anvisierten beruflichen Ziele zeitnah umsetzen zu können. Demgegenüber erfordern unverbindliche Beziehungen keinen großen Zeitaufwand. Beide Partner sind nicht dazu verpflichtet die Bindung zueinander aktiv durch Unternehmungen und Gespräche zu intensivieren.
Für Personen, die auf der Suche nach dem mutmaßlich perfekten Partner sind, ist eine unverbindliche Beziehung die Möglichkeit eine „Halbpartnerschaft“ ohne Bindung eingehen zu können.
Aspekte, die das Gelingen des unverbindlichen Beziehungsmodells unmöglich machen
Eine Minglepartnerschaft zeichnet sich nicht durch ein Vertrauensverhältnis zwischen beiden Parteien aus. Der Rückhalt und die Unterstützung in Problemsituationen sind in diesem Kontext ungewiss. Die unverbindliche Beziehung transportiert deshalb keine Sicherheit. Analog dazu umfasst ein derartiges Modell weder Rücksicht noch Kompromisse.
Prinzipiell sollten Personen, die ein romantisches Beziehungsverständnis besitzen und nach einer ernsten Partnerschaft suchen, nicht auf das Modell eingehen. Ebenso sind eifersüchtige Menschen für das Leben in einer Minglebeziehung ungeeignet. Grundsätzlich ist die unverbindlich angelegte Beziehungsform lediglich geeignet, wenn Liebe und Sex voneinander getrennt werden können. Ist dies nicht möglich, ist das Scheitern einer unverbindlichen Partnerschaft unumgänglich.
Tipps für Minglepartnerschaften
Die oberste Prämisse in einem derartigen Modell muss die durchgängige Ehrlichkeit zwischen den Akteuren sein. Ebenso müssen Grenzen für das Verhältnis definiert werden. Beide sollten klar kommunizieren an keiner ernsthaften Beziehung mit dem jeweils anderen interessiert zu sein. Beabsichtigt einer der Partner mit einem anderen schlafen zu wollen, ist dies zuvor abzuklären.
Oftmals verliebt sich im Laufe einer unverbindlichen Beziehung einer der Partner in den anderen. Entwickelt eine Person Gefühle ist der andere mit der Entwicklung zu konfrontieren. Dieses Vorgehen erlaubt der anderen Partei sich angemessen zu der Situation zu äußeren. Ebenso ist ein klärendes Gespräch sinnvoll, wenn eine der Seiten realisiert, dass der andere Part mehr als nur Zuneigung empfindet. Um der Entstehung von Verliebtheitsgefühlen entgegenzuwirken ist Romantik zu vermeiden.