Sapiosexualität: Definition, Bedeutung & mehr
Je offener und flexibler die Gesellschaft wird, desto mehr wird auch über Sexualität gesprochen. Schon lange geht es nicht mehr nur um hetero- oder homosexuell. Begriffe wie pansexuell, demisexuell oder sapiosexuell hinterlassen aber bei vielen Menschen dennoch ein großes Fragezeichen. Dabei ist grade die Sapiosexualität eine Neigung, die unserer Gesellschaft entgegen kommt und daher einen genaueren Blick wert ist.
Definition: Was ist Sapiosexualität?
Bei der Sapiosexualität geht es um eine sexuelle Vorliebe oder Neigung, die entscheidend oder zumindest richtungsweisend ist bei der Auswahl potenzieller (Sex)Partner. Abgeleitet wird der Begriff von dem lateinischen Wort „sapere“, welches so viel bedeutet wie „weise sein“. Per Definition fühlen sich sapiosexuelle Menschen vor allem zu besonders intelligenten Männern und Frauen hingezogen. Eine gebildete Unterhaltung wirkt auf sie wie ein Aphrodisiakum und sie können klugen Aussagen mehr abgewinnen als nackter Haut. Der Intellekt eines möglichen Partners ist ihnen wesentlich wichtiger, als etwa das Aussehen, das Einkommen oder der soziale Status. Auch wenn der Begriff bzw. die Definition dafür noch relativ neu ist, gibt es Menschen mit dieser Vorliebe jedoch schon immer, die sich zu Wissenschaftlern, Professoren und großen Denkern hingezogen fühlen.
Test: Bin ich sapiosexuell?
Wenn du gerne wissen willst, ob die Neigung auf dich zutrifft, kannst du dir einfach selbst einige Fragen stellen. Dabei ist ein „in Schubladen stecken“ nicht sinnvoll, denn es gibt hier (wie bei jeder Vorliebe) viele verschiedene Ausprägungen. Manche Sapiosexuellen empfinden tatsächlich nur bei den Gebildetsten aller Menschen sexuelle Anziehung, wieder andere ziehen schlauere Menschen lediglich vor, wenn sie die direkte Wahl haben. Wenn ein Großteil folgender Aussagen auf dich zutrifft, kannst du aber davon ausgehen, dass du zumindest sapiophil bist (also eine Vorliebe für intelligente Partner hast):
- Small Talk und oberflächliche Gesprächsthemen langweilen dich und führen dazu, dass du sehr schnell das Interesse an einem möglichen Partner verlierst.
- Tiefgreifende Themen ziehen dich in den Bann eines Menschen und je gebildeter und wortgewandter dein Gegenüber sich ausdrückt, desto mehr steigt er auch in einem sexuellen Interesse.
- Wer sich zu sehr über seine Äußerlichkeiten definiert, wirkt auf dich abturnend und du achtest bei der Auswahl auch selbst nicht primär auf äußere Attribute, sondern eher darauf, welche Bildung die äußere Erscheinung zu versprechend scheint.
- Wenn du jemanden kennen lernst, wird Sex für dich nur dann zur Option, wenn sich die Person als intelligent und gebildet heraus gestellt hat. Vorher steht Sex für dich überhaupt nicht zur Debatte und du fühlst dich auch nicht angeregt.
- Wissenschaftliche oder philosophische Debatten turnen dich sexuell mehr an als ästhetische Körper oder Nacktheit generell.
Darum ist Intelligenz sexy
Im Jahr 2018 wurde im Fachblatt „Journal of Personality and Individual Differences“ eine Studie veröffentlicht, in der es um die Intelligenz als Kriterium der Partnerwahl ging. Dabei wurde heraus gefunden, dass Menschen generell Partner mit gleicher oder höherer Intelligenz und Bildung bevorzugen, die sie auch selbst besitzen. Weniger intelligente Menschen werden grundsätzlich als unattraktiver empfunden. Ist also vielleicht jeder ein bisschen sapiophil? Dass Intelligenz sexy ist, dem würden tatsächlich die meisten Personen zustimmen. Aber nur tatsächlich Sapiosexuelle ziehen dieses Kriterium als unbedingte Voraussetzung für jegliche sexuellen Kontakte heran. Eine weitere Studie hat heraus gefunden, warum oftmals gerade Frauen auf besonders gebildete Sexualpartner mit hohem IQ anspringen. Denn scheinbar haben diese bessere Spermien und zeugen im Durchschnitt auch intelligentere Kinder. Die Aussicht auf schlaue Nachkommen scheint unbewusst besonders anregend auf Frauen im zeugungsfähigen Alter zu sein – egal ob sie nun tatsächlich Nachwuchs planen oder nicht.
Ist Sapiosexualität eine sexuelle Orientierung?
Genau genommen kann man sapiosexuelle Menschen nicht in die gleiche Schublade stecken wie zum Beispiel bisexuelle Menschen. Die Begriffe hetero-, homo-, bi-, oder asexuell bezeichnen nämlich die sexuelle Orientierung eines Menschen. Bei diesen geht es darum, ob ein Mensch das gleiche Geschlecht, das andere Geschlecht, beide oder keines sexuell anziehend findet. Wer sich als „sapio“ bezeichnet, drück damit jedoch nur aus, welche Vorliebe er bei der jeweiligen Partnerwahl hat. Es sagt lediglich aus, dass intelligente Menschen als besonders attraktiv empfunden werden, nichts jedoch über deren Geschlecht. So kann etwa ein homosexueller Mensch gleichzeitig sapiosexuell sein – also auf Männer stehen und dabei besonders intelligente Exemplare bevorzugen. Genauso gut möglich ist es, mehrere entsprechende Vorlieben zu haben, zum Beispiel sapio- und demisexuell (sexuelle Anziehung nur bei emotionaler Bindung) zu sein.