Er war wochenlang aufgeregt, hat alles für diesen einen Abend geplant: den Champagner, die Blumen, das Essen und dann ist er vor ihr auf die Knie gegangen, hat mit zitternden Händen den Ring aus seiner Tasche geholt und ihr die alles entscheidende Frage gestellt. Alle Last und Anspannung fiel von ihm ab, als sie vollkommen überwältigt ihr Ja! hauchte. Wären wir jetzt nicht im Jahr 2012 sondern 1912, so hätte der zukünftige Bräutigam bereits die zweite große Frage hinter sich, denn an erster Stelle hätte er beim Vater der Braut oder ihrer Familie um ihre Hand anhalten müssen. Doch wie das mit alten Traditionen so ist, manche haben sich vollkommen von ihnen gelöst und für andere spielen sie noch heute eine große Bedeutung.
Jede siebte Frau träumt davon, dass ihr zukünftiger Bräutigam beim Heiratsantrag auf die Knie geht. Für nicht ganz so viele spielt es außerdem eine wichtige Rolle, ob er auch vorher ihre Eltern gefragt hat. Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein war es ganz normal, dass ein angehender Bräutigam zunächst beim Brautvater vorsprach. Hielt dieser den Mann für angemessen, wohlerzogen und vor allem in der Lage, seine Tochter zu ernähren, gab er ihm den Segen. Erst danach wurde der Frau der Antrag gemacht. In der heutigen Zeit ist die Frau selbstbestimmt und sucht sich den Ehemann eingeständig aus. Selbst, wenn ihre Familie mit dem Wunschpartner nicht unbedingt einverstanden ist. Für viele ist die Tradition des Um die Hand der Tochter anhalten dennoch ein wichtiger Part. Er übernimmt heute jedoch eher einen symbolischen Charakter. So zollt der zukünftige Bräutigam den Brauteltern seinen großen Respekt, wenn er sie einerseits um ihren Segen bittet und sie andererseits als Erste in seine Heiratspläne einweiht.
Ähnlich wie bei dem eigentlichen Heiratsantrag sollten zukünftige Bräutigams auch auf eine angenehme Atmosphäre achten, wenn sie der Familie der Braut die große Frage offenbaren. So kann um ein Treffen bei den Eltern zu Hause gebeten werden, hier können diese sich in gewohnte Umgebung, vielleicht bei einem gemütlichen Essen oder Kaffee, die Heiratspläne anhören. Für diesen Besuch sollten dieselben Anstandsregeln gelten, wie für jede andere Einladung auch: Ein kleines Geschenk, beispielsweise Blumen für die angehende Brautmutter, und eine Aufmerksamkeit für den Brautvater brechen das Eis und lockern die Anspannung, die bei so einem Ereignis garantiert auf beiden Seiten entsteht. Wer etwas Besonderes vorzieht, kann die Brauteltern auch zum Essen einladen und ihnen dann die Pläne unterbreiten. Egal, wie der Rahmen ausfällt, wichtig ist nur, dass die Frage persönlich und stilvoll gestellt wird und nicht etwa per E-Mail, SMS oder WhatsApp.
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